Sonntag, 10. Dezember 2017

Goa und Yoga

Die zweite Fahrt im Sleepers Night Bus war ein Abenteuer. Ich bin aus Versehen in den falschen Bus gestiegen, aber wieder durfte ich die Erfahrung machen dass die Inder sehr hilfsbereit sind.  Nach ein wenig Aufregung und aus- und umsteigen im Nirgendwo ging alles doch noch gut.  Der einzige Nachteil war nur, dass ich den letzten unteren Platz hinten im Bus bekommen habe und die Strecke sehr holprig war, so dass ich nicht wirklich schlafen konnte und mich während des Schlafes festhalten musste um nicht aus dem Bett zu rollen. Direkt in Canacona, Palolem angekommen habe ich auf Empfehlung von Marianne der Yogalehrerin, eine sehr nette Unterkunft direkt am Meer gefunden, eine Strandhütte für 700 Rupies. Palolem ist in Süd Goa wo es angenehm ruhig ist und nicht so sehr touristisch und auch nicht so "verrufen" wie Nord Goa was Partyszene und Drogen betrifft .
Es war eine sehr entspannte Woche mit viel Strand, Wellen, schwimmen und Standup Paddel fahren.

SWAN




Lemon Chole Drink 


Anjuna Beach, Goa


Cola Beach







Fort Comb

Kochschule


Palolem Beach

Tulsi Puja

SWAN Yoga Retreat Essensbereich





Ausserdem habe ich mich hier mit Jael getroffen, eine Freundin aus Stuttgart, die "zufällig" auch in Südindien, alleine reisend unterwegs ist. Sie hat sich entschlossen mich nach Assago bei Anjuna im nördlichen Goa zu begleiten und mit mir ein Yoga Retreat im SWAN zu machen. (Name hat nicht direkt mit einem Schwan zu tun, obschon ein Schwan ein Symbol für Reinheit und Transzendenz ist. SWAN leitet sich ab vom Name des Gurus Swami Niranjan der Guru unserer Lehrer waren).
Die Woche dort war recht intensiv. Wir sind jeden morgen um 6 Uhr aufgestanden um erst mal 1 Stunde geführte Meditation mit zu machen.

Bei einer Meditation geht es nicht allein um ruhiges da sitzen und Nichts tun und Nichts zu denken. Es bedeutet viel mehr den Geist zu beruhigen, nach innen zu schauen einen schlafähnlichen Zustand erreichen, aber in vollem Bewusstsein.

Nach innen zu schauen bedeutet Dinge die im Aussen sind in den Hintergrund zu stellen, in dem Moment als unerheblich zu erachten. Ähnlich wie beim Schlafen oder Träumen weiss man in dem Moment nicht, wie man heisst oder wer man angeblich wirklich ist. Ein Zustand in dem man aufhört zu bewerten, zu (be)urteilen, eine tiefe Ruhe und Entspannung dessen höchste Form das sogenannte Samadhi ist, dass durch Yoga bzw. Raja Yoga erreicht wird. Raja Yoga beschreibt einen 8 Stufen Plan zur Erleuchtung, durch das am Ende Samadhi erreicht werden kann, die wahre Erleuchtung und Vereinigung mit dem Höchsten und verlöschen des Ich-Gefühls.

Man kann sich vorstellen, dass für uns "Westler", für die viel mehr Wissenschaft, angewandte Technik sowie Denken und Erklärungen und Beweise finden, eine Rolle spielt und dass uns das deshalb nicht gerade einfach fällt. Für uns spielen ganz andere Dinge im Leben eine Rolle. Glauben, Transzendenz und spirituelle Entwicklung sind für uns nicht gerade an 1. Stelle. Wir streben nach Sicherheit, Reichtum, Bildung und körperlicher Gesundheit, Familie zu haben und einen "ordentlichen" Beruf, Kinder mit einer guten Erziehung und Schulbildung nach westlichen Vorstellungen. Daher fällt es vielen von uns schwer sich mit spirituellen Themen auseinander zu setzen, mit dem wahren Selbst, mit Ewigkeit und geistig und seelischer Gesundheit, loslassen von Dingen, Menschen und Situationen. Es fällt uns schwer Armut, Krankheit und Tod im Alltag zu sehen, dass hier in Indien ein normales Strassenbild ist. Hier "glaubt" (weiss) jeder, dass das momentane Leben nicht alles ist und das Tod nicht das Ende bedeutet. Daher wird alles auch zur Relative. Und Glauben ist viel wichtiger als eine "Krankenversicherung". Glauben heisst nicht nicht wissen! Ganz im Gegenteil, glauben ist eine sichere Erwartung von Dingen, obwohl man sie noch nicht sehen kann, aber genau weiss, das sie existieren. So beschreibt es auch der Hebräerbrief der Bibel.

Daher ist auch Yoga nicht für Jedermann. Yoga ist im Übrigen nicht wie viele denken eine Sportart oder reine Körperübungen verbunden mit Atemübungen, genauso wie Tantra nicht Sex ist, dass hat die westliche Welt daraus gemacht. Yoga bedeutet vom Wort her Vereinigung. Ähnlich wie oben beschrieben, ist das eigentliche Ziel im Yoga Vereinigung mit dem Universellen, Eins werden mit Allem, im völligem Bewusstsein das alle Teile von und in uns, Teile des Ganzen, des Universums sind.  Es gibt keine Trennung. Genauso wie eine Welle nur ein Teil des Ozeans ist so ist doch die Welle der Ozean und der Ozean die Welle. In diesem vollkommenen Bewusstsein besteht keine Trennung mehr von irgend etwas oder jemanden. Man sieht das göttliche genauso im unschuldigen Kind, oder eines glitzernden Bergsees wie in einem Vergewaltiger oder Bettler. Genauso wie dieser Erleuchtete macht die Natur oder Gott oder wie du es nennen magst, keinen Unterschied über wem es regnet, die Sonne scheint oder an wessen Bäume Früchte wachsen.

Und Yoga mit seinen verschiedenen Formen, kann uns helfen diesen Zustand zu erreichen. - Für mich ist Yoga eine Hilfe, mich, meine Seele in meinem Körper zuhause und wohl zu fühlen, auf zu hören, ständig nachzudenken. Bewusster in jedem Lebensbereich zu leben, und vor allem Eines:
Im Hier und Jetzt zu leben und zu vertrauen, dass alles in meinem Leben richtig ist, genau so wie es ist, mit all meinen Erfahrungen die ich mache, schöne wie unschöne. Diese unschönen Dinge will ich auch auf keinen Fall missen und bereue  daher nichts in meinem Leben, da mich alles was ich erlebt habe, zu dem gemacht hat wer ich jetzt bin, und ich find mich so eigentlich ganz ok :)  auch wenn ich mit meiner Art oft anecke.

Erfahrungen sind kostbar und reisen zu können ist eine wunderbare Art Erfahrungen aller Art zu machen. Auch wenn viele denken Alleinreisende laufen nur davon. Das ist es nicht, denn der Hauptgrund meiner Reise ist mein Fernweh, meine Reiseleidenschaft und das Erleben und Entdecken von Neuem, auf dem Weg, den man dabei einschlägt. Natürlich kann ich nicht ganz leugnen, dass man oft auch eine Reise benutzt um Dinge leichter zu verstehen oder zu vergessen. Das gelingt aber wenn man ehrlich zu sich ist nur bedingt. Man kann vor Nichts weglaufen, irgendwann, entweder auf der Reise oder spätestens wieder zuhause angekommen begegenet man wieder seinen Themen.

Zurück zu unserem Yoga Retreat, - nach der Meditation gibt es Tee und Früchte und eine halbe Stunde später 1,5 Stunden intensive Yoga Asanas (körperliche Übungen) Pranayama (Atemübungen) und OM-Chanten.

Zwischen 10 und 11 Uhr gibt es ein ausführlichen veganen indischen Brunch mit lauter Leckereien.
Das Essen ist nicht nur sehr gesund sondern sehr abwechslungsreich. Danach kann man sich im "Fake Beach" ausruhen und entspannen. Nachmittags gibt es dann entweder eine Yoga Philospohie Stunde oder Yoga Nidra (Eine Tiefenentspannung), bei der ich aber nicht schaffe wach zu bleiben.
Die Yoga Philosophie spricht genau o. g. Themen an aber auch über die Bhagavat Gita (zentrale Schriften des Hinduismus).
Um 16 Uhr geht es dann noch mal mit 1,5 Stunden Yoga weiter bis wir dann um 18 Uhr das wohlverdiente Abendessen bekommen. Danach gibt es nochmal eine spezielle Meditation.

Zwischendrin ist uns aber nach Strand und Sonne und wir fahren dann einfach an den nahe gelegenen Strand in Anjuna. Auch überkommt Jael und mich ein eigenartiger Heisshunger auf Schokolade, dem wir dann feierlich nach gehen.

Am Ende der Woche sind wir halberleuchtet und wieder geerdet zu dem Schluss gekommen, dass uns Yoga im Alltag ungemein hilft und gut tut und wir das oftmöglichst so weiter treiben wollen mit morgendlichem meditieren und Yoga am Strand, bevor die Sonne knallt.

Da es in Palolem so schön war fahren wir mit einem Taxi wieder zurück und ich niste mich bei einer neuen netten Unterkunft (Jessia Coco Huts) für 500 Rupien die Nacht ein.
Jael und meine Wege trennen sich und ich überlege mir nun wie es weiter gehen soll.
2 Wochen Strand ist dann auch irgendwann genug und ich will wieder mehr erleben. Die Restaurants in Palolem sind auch unschlagbar gut und es gibt eine grosse Auswahl an Restaurants: Vegane Restaurants, Italiener und Griechen bieten ihre orginal Küche an.

Die letzten 2 Tage bevor ich nach Hampi weiterziehe, leihe ich mir einen Scooter und entdecke wunderschöne Traumstrände (unter anderem Cola Beach) die Teilweise auch unbenannt sind und daher eher geheim und nur durch Suche zu finden sind. Dabei hab ich dann auch 3 Inder aus Bangalore kennen gelert, die auf einem Wochenendtrip waren. 3 Ärzte, mit denen ich mich über Gott und die Welt bei einem leckeren Essen, zu dem ich eingeladen wurde, ausgetauscht habe. Die Menschen  auch die Männer hier sind unglaublich schön, im Sinne von liebevoll, höflich respektvoll und hilfsbereit. Ich bin sehr angetan.

Indien hat mich. ..


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